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Nach dem Gronauer Modell werden von Flüchtlingen Fahrräder repariert


Selbsthilfefahrradwerkstatt jetzt auch in Hildesheim

Hildesheim Bernhard Brunnecker hat einen Werkzeugkoffer für das professionelle Reparieren von Fahrrädern mitgebracht. In der Unterkunft wohnen & betreuen für Geflüchtete in der Senkingstraße begrüßt man den Integrationsbeauftragten der Gemeinde Harsum freundlich und das Werkzeug wird begeistert begutachtet. In Zusammenarbeit mit Brunnecker entsteht in Hildesheim eine Selbsthilfewerkstatt für Menschen, die ein Fahrrad benötigen.

Das Vorbild für diese Initiative hat Friedel Beckmann in Gronau aufgebaut. Für dieses Gronauer Model wurde Herr Beckmann schon mit dem Niedersachsenpreis ausgezeichnet. Der 65-Jährige sorgt nicht nur für einsatzbereite Zweiräder, er verhilft auch zur interkulturellen Kommunikation und – wenn es gelingt – zur Integration, denn für eine erfolgreiche Integration ist Mobilität notwendig.

Amin Farhadi aus dem Iran und Jairo Antonio Pacheco Gonzalez, Mauricio Munoz Vega und Alexis Saavedra Balanta aus Kolumbien hat er mit seiner Idee schon mal begeistert. Die vier Geflüchteten, deren Asylanträge noch laufen, werden in der Unterkunft als Ansprechpartner agieren. Selbst werde er das Projekt noch eine Zeit lang begleiten, sagt Beckmann. Er nimmt Fahrradspenden entgegen und wird eventuell auch fachliche Hilfestellung geben, wobei der Gronauer Mechaniker sich da eigentlich raushalten will. Schließlich soll es eine Selbsthilfewerkstatt sein.

Ersatzteile für die notwendigen Reparaturen können von „ausgeschlachteten“ Fahrrädern genutzt werden. Da aber in Hildesheim noch nicht viel vorrätig ist, und auch weil beispielsweise Schläuche nicht gebraucht genutzt werden können, hat sich Beckmann folgendes ausgedacht: „Wer etwas aus der Materialkiste nimmt, muss das gleiche Teil einkaufen und wieder reinlegen.“ Schließlich bekämen die Geflüchteten auch Geld. Das wäre dann ihre Eigenbeteiligung an dem Fahrrad.

Farhadi und Pacheco Gonzalez, die sich auch in der Freiwilligen Feuerwehr engagieren, sind neugierig, wollen wissen, wie die Arbeit funktioniert und am liebsten gleich loslegen. Sie haben einen abschließbaren Verschlag im Erdgeschoss des Wohnheimes und werden dort mit Interessierten in Selbsthilfemanier arbeiten.

Philip Georgoulis, Betreiber der Einrichtung, freut sich über die Initiative von Beckmann und Brunnecker. „Es ist wichtig, dass sich unsere Bewohner für die Allgemeinheit einbringen“, so Georgoulis.

Brunnecker ist von der Notwendigkeit der Selbsthilfewerkstatt und auch von deren Erfolg überzeugt: „Nach dem KEHRWIEDER-Artikel haben wir in Harsum gleich Fahrradspenden bekommen.“ Diese Gefährte werden jetzt in der Senkingstraße von den Geflüchteten repariert und können dann von ihnen mitgenommen werden, denn nur durch entsprechende Mobilität kann Integration besser gelingen.

Foto: Heiko Stumpe
von links: Amin Farhadi, Friedel Beckmann, Jairo Antonio Pacheco Gonzalez, Bernhard Brunnecker


Amin Farhadi aus dem Iran und Alexis Saavedra Balanta, Jairo Antonio Pacheco Gonzalez, Mauricio
Munoz Vega und aus Kolumbien, Bernhard Brunnecker und Friedel Beckmann