Hexentor

Hexentor

„Hexentor“ – ein Tor mit düsterer Vergangenheit

Diese volkstümliche Bezeichnung bezieht sich auf eines der drei Tore der ehemaligen Harsumer Dorfbefestigung, die bis ins Jahr 1825 bestand. Der Name „Hexentor“ geht auf mündliche Überlieferungen zurück, nach denen durch dieses Tor Frauen geführt wurden, die der Hexerei beschuldigt waren. Ihnen drohte ein grausames Schicksal – die Verbrennung auf dem Scheiterhaufen.

Auch wenn es keine schriftlichen Belege für konkrete Hexenprozesse in Harsum gibt, erinnert der Name an eine dunkle Epoche der europäischen Geschichte, in der Aberglaube und Angst zu tragischen Fehlurteilen führten.

Vom sächsischen Herrenhof zur königlich-hannoverschen Domäne

Ein Ort mit über 6.000 Jahren Geschichte

Die Geschichte Harsums ist eng mit diesem Ort verbunden – hier liegt die Wiege des Dorfes. Archäologische Funde aus der Zeit der Bandkeramiker (ca. 4.000 v. Chr.) belegen eine frühe Besiedlung. Im Laufe der Jahrhunderte entstand eine Siedlung entlang des heutigen „Hohen Wegs“.

Im Mittelalter entwickelte sich hier ein bedeutender Herrenhof, der sich im Besitz der Familie des Hildesheimer Bischofs Bernward befand. Eine Urkunde aus dem Jahr 1022 nennt ihn als Eigentümer – dies gilt als erste urkundliche Erwähnung Harsums. In seinem Testament bestimmte Bischof Bernward, dass der Hof künftig als bischöfliches Tafelgut dienen solle.

Die Bewirtschaftung übernahmen Pächter, die zugleich als Vögte fungierten. Sie übten die Gerichtsbarkeit aus, zogen den Zehnten ein und forderten Hand- und Spanndienste. Alle Höfe des Ortes waren dem Haupthof unterstellt – ein Zustand, der immer wieder zu Spannungen führte.

Von der Kirche zum Königreich

Wegen finanzieller Engpässe verpfändeten die Hildesheimer Fürstbischöfe den Hof mehrfach an das Domkapitel. Im Zuge der Säkularisation unter Napoleon Bonaparte wurde das Tafelgut 1803 enteignet und durch seinen Bruder Jérôme Bonaparte in eine staatliche Domäne umgewandelt. Nach dem Wiener Kongress 1814 fiel sie an das Königreich Hannover.

Das Ende der Domäne

Mit dem Bau des Stichkanals von Sehnde nach Hildesheim im Jahr 1921 wurde die Domäne aufgelöst. Die Ländereien wurden an Landwirte verteilt, um den Verlust von Wald- und Ackerflächen auszugleichen. Der langjährige Verwalter Karl Philipps konnte den Resthof erwerben. Sein Enkel, Diplom-Agraringenieur Bernhard Philipps, bewirtschaftete den Hof im Jahr 2017 als Marktfruchtbetrieb mit rund 135 Hektar Ackerfläche.


 


Heimatforscher vermuten, dass ein sächsischer Anführer namens Hardo dem Ort seinen Namen gab: aus „Hardessem“ – Hardos Heim – wurde im Laufe der Zeit „Harsum“.