Mittelpunkt im alten Dorfkern
Seit Jahrhunderten bildet dieser Thie Platz das Herzstück des alten Dorfkerns von Harsum.
Vier Gedenksteine, die „Friedenseiche“ sowie eine Fronleichnamsstation erinnern an bedeutende historische Ereignisse und das gelebte Brauchtum unserer Vorfahren.
Im Jahr 2006 wurde der Thie Platz umfassend neugestaltet und erstrahlt seither in neuem Glanz. Die Umgestaltung wurde durch den Ortsrat Harsum sowie die Heinrich-Freitag-Stiftung unterstützt und am 23. Juli 2006 feierlich eingeweiht.

Thie-Tafel Südseite
Das Thie-Gelände war in früheren Zeiten ein zentraler Ort des dörflichen Lebens.
Bei Festlichkeiten, Gedenkfeiern und den feierlichen Aufmärschen der Schützenfeste stand es im Mittelpunkt des Geschehens.
Auch öffentliche Schauturnen mit Übungen an Hochreck, Barren und Seitpferd sowie groß angelegte Freiübungen, die in beeindruckenden Pyramidenbauten gipfelten, begeisterten die Dorfgemeinschaft und zogen zahlreiche Zuschauer an.
Historisches Spritzenhaus am Thie-Platz

Über viele Jahrzehnte hinweg war die Feuerwehr im historischen Spritzenhaus mit dem markanten Schlauchturm untergebracht. Dieses Gebäude prägte das Ortsbild und war ein zentraler Bestandteil des öffentlichen Lebens in Harsum.
Erinnerung an die Schlacht bei Dinklar (1367)
Thie-Tafel Nordseite
Diese Informationstafel ist von der Heinrich-Freitag-Stiftung aus Anlass der 975 Jahr-Feier erstellt worden
Anlässlich des Kreisheimattages am 12. September 1993 wurde auf dem Thie Gelände ein Gedenkstein eingeweiht. Er erinnert an die historische Schlacht bei Dinklar, die am 3. September 1367 stattfand. Die Initiative zur Errichtung dieses Erinnerungszeichens ging von den Reiheleuten und der Bevölkerung Harsums aus.
Die Reiheleute – Tradition und Verantwortung
Die sogenannten Reiheleute bestimmten über viele Generationen hinweg die Geschicke der Gemeinde Harsum. Sie tagten im ehemaligen Gemeindehaus, das einst auf dem Thie Gelände stand, und waren mit zahlreichen Aufgaben betraut:
- Finanzierung des Feuerlöschwesens
- Unterhaltung des Pfarrhauses
- Abgabe von Flachs- und Getreidezehnten
- Jährliche Abgabe des Reihe- oder Rauch-Huhns – je eines pro Schornstein im Haus
Schützentradition und historische Würdigung
Bis heute pflegen die Reiheleute eine besondere Tradition: Jährlich wird eine Schützenscheibe ausgeschossen, versehen mit der Aufschrift:
„Vivat Harsumer Männer“
Die drei besten Schützen erhalten jeweils einen neuen Schützenhut – eine Erinnerung an den legendären Ausruf des Hildesheimer Bischofs Gerhard während der Schlacht auf dem Streitacker zwischen Kemme und Dinklar:
„Ihr Männer mit den Hüten, was steht ihr da!“
Seit dem frühen 16. Jahrhundert werden die Harsumer Reiheleute als „Männer“ bezeichnet – ein Titel, der ursprünglich nur Adeligen oder besonders verdienten Persönlichkeiten vorbehalten war.
Das besondere Pfarrerwahlrecht
Harsum war die einzige Gemeinde im Stift Hildesheim, die das Recht hatte, ihren Pfarrer selbst zu wählen. In einer Urkunde von 1588 heißt es:
„dass die Männer zu Harsum seit alters her das Recht haben, ihren Pfarrer selbst zu bestimmen.“
Dieses besondere Privileg soll auf die Tapferkeit der Harsumer Reiheleute in der Schlacht bei Dinklar zurückgehen – als Dank verlieh ihnen der Bischof dieses Wahlrecht.